Behandlung von Wundhöhlen

Hohlräume können sich bei Wunden der meisten Ätiologien bilden, einschließlich Ulcus Cruris, diabetischem Fußulkus und Dekubitus sowie bei Patienten mit dehiszenten Operationswunden (Tickle, 2019). Timmons und Cooper (2008) definierten eine Wundhöhle als eine Wunde, die über die Schichten der Dermis hinausgeht. Laut anderen Autoren sollte eine Wunde als Wundhöhle betrachtet werden, wenn eine Tiefe von mindestens 2 cm vom Wundrand zum Wundbett gemessen wird (Vowden, 2016). Auch wenn es klein erscheinen mag; eine 2 cm große Wunde am Fuß ist im Verhältnis jedoch bedeutsamer, als eine 2 cm tiefe Wunde im Sakralbereich. Bei Dekubitus sind aufgrund der Schädigung des darunterliegenden Gewebes durch mangelnde Druckentlastung oft Wundhöhlen vorhanden. Ebenso sind diabetische Fußulzera häufig das Ergebnis langfristiger Auswirkungen von Neuropathie und Ischämie, die zu einem unbemerkten Druck auf die Knochenvorsprünge des Fußes führen. Die Versorgung von Wundhöhlen gestaltet sich aus mehreren Gründen als schwierig: Es kann sich um eine Wunde mit Sinus- oder Fistelbildung handeln und es kann auch eine Unterminierung und Brückenbildung vorhanden sein (Timmons und Cooper, 2008).

 

Eine genaue Beurteilung des Patienten und der Wunde ist entscheidend für die Behandlung von Wundhöhlen. Eine genaue Vermessung der Wundhöhle ist wichtig, um den Fortschritt bzw. die Verschlechterung der Wunde genau verfolgen zu können (Tickle, 2019). Die wichtigsten Prinzipien in der Behandlung von Wundhöhlen sind in Box 1 aufgeführt. Wie bei allen chronischen Wunden ist es wichtig, das Wundbett zu optimieren; dazu gehören die Reinigung, das Débridement von Belägen und Nekrosen sowie die Applikation von Verbänden, die das autolytische Débridement zwischen den Verbandwechseln unterstützen, wie etwa gelbildende Faserverbände. Bei Wundhöhlen besteht außerdem ein Infektionsrisiko aufgrund des Vorhandenseins von Exsudat, feuchten Belägen und möglichem Exsudatstau am Wundgrund, was zu einer bakteriellen Besiedlung führen kann (Tickle, 2019).

 

Ein adäquates Exsudatmanagement sollte ein Schlüsselfaktor in der Behandlung von Wundhöhlen sein und gelbildende Faserverbände können, wie oben erläutert, dazu beitragen, Exsudat vom Wundgrund zu absorbieren und bei Bedarf zum Sekundärverband zu leiten. Die Auswahl des Verbandes hängt jedoch vom Ergebnis der Wundbeurteilung und den Zielen des Wundmanagements ab (Tickle, 2019). Aufgrund des Gewebedefizits bei Wundhöhlen müssen Verbandmittel den Hohlraum füllen, um die Bildung von Granulationsgewebe vom Wundgrund zur Oberfläche zu fördern. Zudem sind Unterminierungen bzw. Wundtaschen zu beachten. Die Eigenschaften des idealen Verbandes für stark exsudierende Wundhöhlen sind in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt.

 

Eigenschaften der Wundauflage	Begründung
Passt sich an die Wundkonturen an und kann in Unterminierungen eingebracht werden	Zur Förderung der Bildung von Granulationsgewebe und Füllung eines Hohlraums
Absorbiert mäßige bis große Mengen an Exsudat	Zur Vermeidung von Exsudatstau im Wundbett
Transferiert Wundexsudat in den Sekundärverband	Zur Verhinderung von Mazeration der Wundumgebungshaut und Exsudatstau im Wundbett
Unterstützt das autolytische Debridement	Zum Aufweichen von feuchten Belägen zwischen den Verbandswechseln
Gute Haltbarkeit und strukturelle Integrität (einschließlich hoher Nassreißfestigkeit)	Zur sicheren Entfernung der Wundauflage in einem Stück aus der Wunde (damit keine Reste oder Mikropartikel zurückbleiben)
Bei Kontakt mit Exsudat Bildung eines weichen, anpassungsfähigen Gels	Unterstützt die Schaffung eines feuchten Wundmilieus
Nicht-haftende Wundkontaktschicht	Zur Minimierung von Gewebeschäden auf der Wunde und der Wundumgebung sowie von Schmerzen beim Verbandwechsel