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David Revez zur Perforationsindikation und zu den Gründen, aus denen er Doppelhandschuhe benutzt

Bei der Frage nach doppelter Behandschuhung als Sicherheitsmaßnahme gibt es gemischte Reaktionen. Während viele Chirurgen sagen werden: „Meine Hände sind das Kostbarste, was ich habe“, „Ohne meine Hände wäre all meine Praxiserfahrung nichts wert“, „Nach meinem Gehirn sind meine Hände meine wichtigsten Körperteile“ oder „Ohne meine Hände kann ich nichts tun“, wehren sich manche Chirurgen nach wie vor gegen doppelte Behandschuhung, wohingegen andere ohne doppelte Behandschuhung gar nicht mehr operieren möchten.

Jeder Kontakt mit Blut birgt die Gefahr der Übertragung bestimmter Krankheiten, wie beispielsweise Hepatitis und HIV; dies war ursprünglich auch der Grund, warum OP-Handschuhe überhaupt universell eingeführt wurden. Heute ist jedoch bekannt, dass Handschuhe häufig perforieren (bei manchen Arten von Operationen passiert das in 45 Prozent der Fälle)   ohne dass dies überhaupt bemerkt wird (bis zu 92 Prozent der Perforationen fallen niemandem auf) ; daher wird nun die doppelte Behandschuhung empfohlen, damit die Hände des Personals bei allen Operationen (und nicht nur bei den besonders risikoreichen) durch eine zweite Materialschicht geschützt sind . Doppelte Behandschuhung verringert erwiesenermaßen die Gefahr der Verbreitung von durch Blut übertragenen Krankheiten , sodass sowohl für den Chirurgen als auch für den Patienten das Risiko gefährlicher und teurer Kreuzkontaminationen und Infektionen sinkt. Laut dem Cochrane-Bericht aus dem Jahr 2014 verringert die doppelte Behandschuhung das Risiko von Blutkontaminationen um 65 Prozent und die Gefahr der Perforation des Innenhandschuhs ist um 71 Prozent geringer als bei der einfachen Behandschuhung .

 

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Der Schutz des Humankapitals

Warum ist diese zusätzliche Materialschicht wichtig für die Sicherheit und warum wird sich dagegen gewehrt? Doppelte Behandschuhung vermittelt nicht nur ein gutes Gefühl und erhöht nachgewiesenermaßen die Sicherheit von Mitarbeitern und Patienten, sondern bietet auch in anderer Hinsicht Schutz. Ein Krankenhaus schützt beispielsweise auch sein Kapital, indem es die doppelte Behandschuhung vorschreibt und zum Standard erhebt. Inwiefern?

Zunächst einmal sind die Hände und die praktische Erfahrung eines Chirurgen/einer Chirurgin in der Tat sein/ihr „Kapital“, und damit auch das des Klinikums. Die Arbeit, die der Chirurg/die Chirurgin für das Krankenhaus leistet, ebenso wie seine/ihre Erfahrung, hat einen bestimmten Wert. Dasselbe gilt natürlich auch für die übrigen OP-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vom gesundheitsökonomischen Standpunkt aus betrachtet schützt die doppelte Behandschuhung durch die Risikominderung nicht nur das Personal, sondern auch das Krankenhaus.

Medizinisches Fachpersonal, das sich eine Schnitt- oder Nadelstichverletzung zugezogen hat, klagt häufig über Angstgefühle, Schlafstörungen und über das unangenehme Gefühl, nach einem Kontakt mit Blut tagelang auf das Ergebnis der Laboruntersuchung warten zu müssen. Es arbeitet mit seinen Händen und ist darauf angewiesen, dabei so gut wie möglich geschützt zu sein. Derartige Verletzungen können nicht nur zu Ausfallzeiten führen, sondern unter Umständen auch zu einem emotionalen Trauma bei Patienten und Mitarbeitern, bis hin zu gerichtlichen Auseinandersetzungen und finanziellen Folgen.

Tests und präventive Behandlungsmaßnahmen nach einem Kontakt mit infektiösem Material können viel Geld kosten. Vier US-amerikanische Gesundheitseinrichtungen beziffern die zusätzlichen Kosten, die aufgrund des erhöhten Risikos bei der Arbeit mit einem Hepatitis-C-infizierten Patienten entstehen, auf durchschnittlich 650 US-Dollar. Bei HIV-infizierten Patienten sind es sogar 2 456 US-Dollar . Auch in Europa ist dies ein bedeutender Kostenfaktor: In Spanien beginnt der Kostenbereich bei 172 Euro, wenn der Patient negativ auf Hepatitis B und C bzw. auf HIV getestet wurde; bei positiv auf Hepatitis C und HIV getesteten Patienten sind es dagegen 1 502 Euro .

Eine weitere Sorge betrifft natürlich die Vermeidung und Behandlung postoperativer Wundinfektionen, welche den Krankenhausaufenthalt eines Patienten nicht selten um das Doppelte verlängern (im Durchschnitt um 16,8 Tage) und die im Durchschnitt eine zusätzliche einwöchige (7,4 Tage) Antibiotikatherapie erforderlich machen . Unter dem Strich werden die Gesamtbehandlungskosten so um 61 Prozent in die Höhe getrieben .

Die doppelte Behandschuhung ist ein einfacher und effizienter Weg, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor perkutanen Verletzungen zu schützen.

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Umdenken, um sich und andere zu schützen: Fingerspitzengefühl ist gefragt

Zitat von Julie Karlsson, Schwester auf der Unfallstation „Zu medizinischem Personal, das keine Doppelhandschuhe verwendet, sage ich immer „Tu es!“. Sie sind eine so einfache Möglichkeit, sich selbst und andere zu schützen. Forschungsergebnisse belegen die Risiken und Kosten und so kommt es nun nur noch darauf an, die Abneigung gegenüber der doppelten Behandschuhung zu überwinden und diese Schutzmaßnahme attraktiver zu machen. Noch viel mehr Chirurgen und OP-Mitarbeiter müssen sich vor diesen Gefahren und Risiken schützen. Dazu braucht es einen Ansatz des Umdenkens und Umgewöhnens, der im Rahmen eines problembewussteren, evidenzbasierten und sicherheitsorientierten Konzeptes gefördert wird.

Medizinisches Fachpersonal fordert und verdient zusätzlichen Schutz und diesem Ziel wird in Rechtsvorschriften und Empfehlungen Priorität eingeräumt. Sowohl die Sharps Agenda in den USA als auch die EU-Nadelstichrichtlinie (externer Link öffnet in einem neuen Fenster) in Europa empfehlen die doppelte Behandschuhung zum Schutz vor Schnitt- und Stichverletzungen und deren schwerwiegenden Folgen. Darüber hinaus empfehlen Behörden wie die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) , die Occupational Safety and Health Administration (OSHA) , die Association of Perioperative Registered Nurses (AORN)   und das American College of Surgeons (ACS) (um nur einige zu nennen) allesamt die doppelte Behandschuhung bei invasiven Operationen. Die Datenlage spricht dafür, dass doppelte Behandschuhung bei allen chirurgischen Eingriffen zum Standard erhoben werden sollten , und die meisten Empfehlungen, Gesetzesvorschriften und Evidenzberichte bezeichnen die doppelte Behandschuhung bereits als Best Practice.

Das letzte Argument (und häufig auch das einzige), das überhaupt noch ernsthaft gegen die doppelte Behandschuhung vorgebracht wird, ist die Sorge, dass dies das „Fingerspitzengefühl“ beeinträchtigen könnte. Angesichts der enormen Sicherheitsvorteile ist ein geringfügiger Verlust an taktiler Sensibilität aufgrund der doppelten Behandschuhung jedoch unerheblich. Die Leistungsfähigkeit des OP-Personals wird durch die doppelte Behandschuhung nicht beeinträchtigt: Studien haben ergeben, dass nach einer initialen Umstellungsphase (die meisten Chirurginnen und Chirurgen hatten sich bereits nach zwei Tagen völlig an die doppelte Behandschuhung gewöhnt  ) die manuelle Geschicklichkeit und die taktile Sensibilität nicht geringer sind als bei Personen, die nur ein Paar oder gar keine Handschuhe tragen   . Innovationen zur Entwicklung immer dünnerer OP-Handschuhe, die den Tastsinn immer weniger einschränken, sind ein Weg, um auch die letzten Argumente gegen die doppelte Behandschuhung zu entkräften.

Der nächste Schritt zum optimalen Schutz ist die Einführung des Doppelhandschuhsystems mit Perforationsindikation. Doppelhandschuhsysteme mit einem farbigen Perforationsindikationssystem (bei dem ein gut sichtbares, reaktionsschnelles und großflächiges Indikatorprinzip Perforationen frühzeitig erkennbar macht, so dass dieses Risiko schnell reduziert werden kann) bieten mehr Sicherheit im OP und den besten Schutz für Chirurgen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch Patienten. 

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'References'

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