Wichtige Tipps & Tricks aus der Praxis für Verbandwechsel bei EB
…sind nicht einfach und entpuppen sich durch immer wieder neu auftretende Wunden an verschiedenen Körperstellen als echte Belastungsprobe. Um einen guten Verbandwechsel bei Epidermolysis Bullosa zu ermöglichen, haben wir auf dieser Seite einige Tipps vorbereitet.
Wichtiger Hinweis: Epidermolysis Bullosa ist die Krankheit der 1000 Gesichter. Was bei einem Patienten funktioniert, kann bei einem anderen Patienten wiederum nicht den erwünschten Effekt erzeugen. Die hier beschriebenen Tipps und Tricks sollen als Inspiration zur Entwicklung einer eigenen, individuellen Behandlung dienen. Picken Sie sich die Punkte raus, die in Ihren Augen sinnvoll erscheinen oder die Sie gerne einmal ausprobieren möchten.
Mentale Vorbereitung
- Motiviert an den Verbandswechsel zu gehen ist sehr wichtig. Dabei ist ein klares Ziel vor Augen zu haben wertvoll. Falls die Motivation fehlt, hilft es sich vorzustellen was passiert, wenn ich das Ziel nicht erreiche und was wenn ich es erreiche? Wie fühlt sich der Patient ohne und wie fühlt er sich nach einem erfolgreichen Verbandwechsel.
- Sollten Sie müde, nervös oder gestresst sein, wägen Sie ab, ob es sinnvoll ist, den Verbandwechsel zum jetzigen Zeitpunkt durchzuführen. Bringen Sie sich und/oder den Patienten zuvor in eine ausgeglichene Stimmungslage (Spiel, Schlaf, Humor, Ablenkung etc.). Seien Sie aber auch klar und konsequent. Manchmal muss der innere Widerstand einfach überwunden werden.
- Nehmen Sie sich Zeit und bereiten Sie sich mental darauf vor. Der Verbandwechsel wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Seien Sie sich dessen bewusst.
- Versuchen Sie trotz der großen Belastung mit einer positiven Einstellung zu arbeiten.
- Versuchen Sie in erster Linie das Vertrauen des Kindes zu gewinnen. Die Chemie zwischen Patient und der pflegenden Person muss stimmen.
- Arbeiten Sie bei Säuglingen wenn möglich zu zweit. Sie geben sich gegenseitig Kraft und Selbstvertrauen. Außerdem benötigen Sie mehrere Hände, da Säuglinge sich bewegen und strampeln.
- Auch ein angenehmer Duft und Musik im Raum können für Pflegende und Patienten unterstützend sein.
Materielle Vorbereitung
- Bereiten Sie alle Materialien, die Sie verwenden werden, vor dem Verbandwechsel in Abwesenheit des Patienten vor.
- Öffnen Sie benötigte Salben.
- Schneiden Sie die Verbände bereits vor.
- Legen Sie eine Schere, Kanülen und weitere Materialien, die Sie benötigen bereit. - Stellen Sie sicher, dass der Raum aufgewärmt ist und auch Sie warme Hände haben.
- Erwärmen Sie die Wundspüllösung und ein Handtuch. Dies verhindert, dass sich das Kind durch kalte Einflüsse erschreckt und der Patient nach dem Bad oder der Dusche friert.
- Nehmen Sie den Verbandwechsel wenn möglich bei Tageslicht vor. Falls dies nicht möglich ist, achten Sie auf gutes aber nicht blendendes Licht.
- Legen Sie saubere Kleidung bereit, damit sich der Patient nach dem Verbandwechsel anziehen kann und sich sauber/frisch fühlt.
Ablösen der alten Verbände
- Nehmen Sie den Verband vorsichtig ab. Nicht reißen!
- Lösen Sie verklebte Verbände vorsichtig mit warmer Ringerlaktat- oder NaCl-Lösung.
- Lassen Sie den Verband mit der Lösung vollsaugen und lösen Sie ihn nach ein paar Minuten langsam ab.
- Alternativ lassen sich die Verbände auch sehr gut in der Badewanne lösen. Auch hier müssen sich die Verbände vollsaugen und dürfen nur langsam abgelöst werden. Beachten Sie jedoch, dass die Infektionsgefahr wegen der Bakterien im Wasser steigt. Daher sollte, wenn möglich, im Anschluss der ganze Körper mit einer sanften Dusche abgespült werden.
Blasenbehandlung
- Benutzen Sie eine sterile Kanüle zum Eröffnen der Blase. Wichtig ist dabei die Kanüle horizontal einzufügen, nicht am Blasendach zu ziehen und nur eine Einstichstelle zu machen. So wird die Infektionsgefahr verringert.
- Öffnen Sie die Blase möglichst am Rand damit die Flüssigkeit optimal ohne Druck abfließen kann.
- Entfernen Sie die Blasenhaut nicht! Sie dient nach wie vor als Schutz und muss unbedingt auf der Wunde bleiben, bis sie sich von selbst löst. Dann kann diese vorsichtig entfernt werden, um die Wunde darunter optimal zu reinigen.
- Wenn der Patient spürt, dass eine Blase entsteht, öffnen Sie diese umgehend, damit sie nicht grösser wird und mehr Haut ablöst.
Tipps für den Umgang mit Schmerzen
- Der Patient darf sich je nach Alter durch Zeichentrickfilme, Hörbücher, Musik, WhatsApp schreiben, Smartphone o.Ä. ablenken.
- Achten Sie auf die Position des Patienten, damit eine bequeme Haltung gewährleistet werden kann.
- Versuchen Sie bei Kindern einen phantasievollen, spielerischen Einstieg in den Verbandwechsel zu finden, um auch das Kind miteinzubeziehen und ihm die Angst vor dem Schmerz und dem Verbandwechsel zu nehmen.
- Stellen Sie dem Kind einen Ausgleich in Aussicht. (z.B. dass es danach noch etwas spielen darf.)
- Zwingen Sie das Kind nicht, aber seien Sie dennoch klar und konsequent.
- Beziehen Sie den Patienten beim Verbandwechsel mit ein und lassen Sie ihn mitarbeiten (wenn er dies kann). Niemand kann den Schmerz und das nötige Tempo besser einschätzen als der Patient.
- Suchen Sie immer nach der Ursache des Schmerzes und beheben Sie diese. Oft muss ein Verband nochmals erneuert oder etwas Salbe aufgetragen werden.
- Weitere Anregungen und Strategien zum Umgang mit Schmerzen finden Sie im Buch von Michelle Zimmermann: „Über den Schmerzen... – Hautnah aus dem Leben”.
Was Sie bei den Zuschnitten beachten sollten
- Übung macht den Meister – Unsere Schnittmuster als Inspiration und Ideen, müssen jedoch unbedingt individuell an die Größe und Funktion der jeweiligen Körperstelle angepasst werden.
- Flexibilität durch Einschnitte und Rundungen – Unsere Verbandzuschnitte sind fast immer an den Ecken abgerundet und haben Entlastungseinschnitte an den Seiten. Der menschliche Körper ist nicht eckig, sondern rund. Somit passen sich abgerundete Ecken und Formen der Anatomie an, haften besser und stechen nicht in die Haut. Die Entlastungsschnitte dienen dazu, die Wundauflage noch elastischer und flexibler zu machen. Außerdem soll hierdurch die Entstehung von Falten reduziert werden. Zusammengefasst: Die Wundauflage soll sich wie eine zweite Haut anschmiegen.
- Werkzeug und Schnitttechnik – Verwenden Sie für die Zuschnitte eine spitz-stumpfe, scharfe Schere. Schneiden Sie sich eine Vorlage zurecht, auf Basis derer Sie weitere Verbände zurechtschneiden können. Achten Sie darauf, dass beim Abziehen der Folie keine Reste am Silikon haften bleiben. Sollten Sie beim Anlegen des Verbands feststellen, dass weitere Einschnitte vorgenommen werden müssen, oder es einer Korrektur bedarf, korrigieren Sie die Einschnitte nicht unmittelbar am Patienten.
- Kreativität – Seien Sie kreativ, wagen Sie auch neue Formen zu kreieren und probieren Sie diese aus. Behalten Sie immer das Ziel vor Augen, was Sie mit dem Verband erreichen wollen. Wie soll sich der Patient damit fühlen? Wie soll sich die Wunde verändern?
Unsere Expertinnen:
Da es sich bei EB um eine Krankheit handelt, die „1000 Gesichter“ hat, haben wir uns professionelle Unterstützung an Bord geholt. Denn wer könnte bessere Tipps geben, als eine Schmetterlingsfamilie, die sich seit über 40 Jahren, auch über den eigenen Fall hinaus sehr für EB eingesetzt hat und einen medizinischen Hintergrund vorweisen kann?
Erfahren Sie hier und hier mehr über Edith und Michelle Zimmermann (Foto). Wir sind sehr dankbar, dass wir ihre Erfahrungen mit Ihnen teilen dürfen.
Downloads
Für folgende Themenbereiche finden Sie weiterführende Materialien auf dieser Seite:
Hier finden Sie unsere Downloads zum Thema Epidermolysis Bullosa als PDF. Sie können Sie herunterladen, abspeichern und ausdrucken.
- EB Expertin aus Leidenschaft (134 kB)
- Hautnah aus dem Leben (145 kB)
- Zuschnittmuster (95 kB)
- Pflegehandbuch (1,31 MB)
- Handbuch Verbandswechsel EB (1,19 MB)
- IEB DEBRA Flyer (213 kB)
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